Was gibt es Neues aus meiner phantastischen Welt?

Was gibt es Neues aus meiner phantastischen Welt?

– 50 000 Wörter

– 3 verschiedene Landkarten, handgemalt

– 20 Seiten mit handschriftlichen Notizen

– ein Mood Board auf Pinterest

– das White Board bis in den letzten Winkel beschriftet

Und all das umsonst.

Was ist passiert?

Natürlich wisst ihr, dass ich an einem neuen Projekt arbeite. Ein High Fantasy Roman. Groß angelegt, drei Bände – mindestens! Eine neue Welt, andere Religionen und Gesellschaft.

Alles muss besser, schöner und phantastischer werden als in Tiranorg. Jeder Fehler, den ich bei meinem Erstling Tiranorg gemacht habe, soll vermieden werden.

Auch der Plot wird dieses Mal von vornherein feststehen, ausgearbeitet Band für Band. Kein Chaos beim Schreiben mehr, das habe ich mir fest vorgenommen. Keine Tage, an denen ich in der Unordnung auf meinem Schreibtisch stundenlang genau das eine Post-it suche, auf dem der geniale Zwergenname notiert ist. Keine Panikanfälle, weil die vor-, vor-, vorletzte Version des fast fertigen Manuskripts doch am besten war und ich sie jetzt nicht mehr aufrufen kann.

Nein, ich bin erwachsen geworden. Kein Pantser, sondern ein Plotter, wie es so schön heißt. Also keine Bauchschreiberin, sondern Plotterin.

Und jetzt?

Sitze ich vor dem Computer. Am Bildschirm das geöffnete Manuskript mit ca. 50 000 Wörtern, siehe oben. Natürlich ordnungsgemäß in einem Papyrus Projekt gespeichert. Der Schreibtisch ist nicht wiederzuerkennen. Zufrieden sehe ich mich um: Außer besagtem Computer und Bildschirm gibt es nur noch den Block mit Notizen und einen Kugelschreiber. Kein Zettelchaos, keine einzelnen Post-it, wirr beschrieben, die überall kleben.

Ordnung – Struktur – Ruhe

Nur leider zu viel Ruhe. Denn meine Quelle ist versiegt. Welche Quelle, fragt ihr?

Nun der Ursprung meiner Ideen, meine Inspiration, die sonst fröhlich sprudelt, ist verstummt. Nicht einmal ein winziges Tröpfchen an Einfällen, ein Hauch von Kreativität … Nichts! Normalerweise kann ich mich vor Ideen gar nicht rettend. Mir wird mulmig zumute, denn so eine Stille bin ich nicht gewohnt.

Mehrere Tage geht das so … eine Woche!

Irgendwann muss ich mir eingestehen: Diese aufgeräumte, fast schon sterile Arbeitsumgebung tötet meine Kreativität.

Ich bin Bauchschreiberin, so jetzt ist es gesagt. Mir wird klar, dass ich das Chaos um mich herum brauche. Der leergefegte Schreibtisch bedeutet Leere in meinem Gehirn.

Und ja, ich könnte sehr gut auf besagte Panikanfälle und stundenlanges Suchen verzichten. Dennoch gehört es zu mir.

Denn sobald die Bässe von Amon Amarth den Raum erbeben lassen, sich drei Blöcke, zwanzig Farbstifte, unzählige Post-it, eine große Teetasse und der Laptop den Platz am Schreibtisch streitig machen, fühle ich mich wohl.

Mit einem Mal sehe ich unseren Helden, wie er in die enge Gasse einbiegt. Zwei Ratten flüchten quiekend in die Dunkelheit, woran sie gerade noch gefressen haben, will er nicht wissen. Vom nahen Flussufer steigt Nebel auf, windet sich um die zwei Laternen, die den Eingang zu einer heruntergekommenen Taverne anzeigen. »Der schwarze Eber« ist sein Ziel. Er zieht die Kapuze tiefer, presst sich an die Wand eines Hauses und sieht sich um. Nein, der Nebel ist zu dicht. Niemand ist ihm gefolgt. Schon liegt seine Hand auf der Klinke der Eingangstür, da schickt er ein Gebet zu der Allmutter des Nordens. Hoffentlich sitzt in dieser Kaschemme der Ork, der seinem bedrängten Volk helfen könnte …

In diesem Sinne wünsche ich euch eine schöne Osterzeit. Lest ein gutes Buch! Bis bald in meiner phantastischen Welt 🙂

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Carolin Olivares
1 Jahr zuvor

Das mit dem kreativen Chaos kenne ich gut. Als Lektorin muss ich gut sortiert sein, um Ordnung zu schaffen. Dafür engagieren mich die Autoren. Das ist klar. Lange war ich der Meinung, ich müsste auch beim Schreiben mit Plan und komplett strukturiert vorgehen. Hat nicht geklappt. Bauchschreiber sind nun mal anders drauf. Beide Absätze, Plotten und Pantsen, sind völlig okay und … alles dazwischen. Allein das Ergebnis zählt!
Ach – und übrigens: Der kurze Blick in deine neue phantastische Welt gefällt mir sehr. Besonders die Allmutter des Nordens spricht mich an.

Judith M. Brivulet
1 Jahr zuvor

Liebe Carolin, vielen Dank für deinen schönen Kommentar! Es beruhigt mich zu wissen, dass auch du als Lektorin ein klein bisschen Chaos fürs Schreiben brauchst 🙂 Und ja, die Allmutter des Nordens gehört auf jeden Fall zum neuen Projekt! Ich freue mich schon jetzt darauf, dir das hoffentlich irgendwann fertige Manuskript senden zu können. Dir noch schöne Feiertage 🙂

2
0
Would love your thoughts, please comment.x